Informationen zu einzelnen Fächern 

Musik: Der Musikunterricht ist integraler Bestandteil der Waldorfpädagogik. Die Musik „nur den musikalischen Kindern angedeihen zu lassen, ist etwas durchaus Falsches“, fand Rudolf Steiner und führte – damals völlig neuartig – das allgemeine Instrumentalspiel in den unteren Klassen ein. Alle Kinder sollten an der Musik künstlerische Erfahrungen und individuelle Entwicklungsschritte machen dürfen. Heute ist vieles von Steiners Ideen Allgemeingut (z.B. „Jedem Kind ein Instrument“). Die Waldorfschule hat aber das produktive Musizieren von der 1. bis zur 12. Klasse darüber hinaus sehr differenziert ausgebaut und sich dabei an den Entwicklungsbedürfnissen der jeweiligen Altersstufe orientiert. Der Musikunterricht ist kein reines Lehrfach. Altersgemäße Erfahrungen an Lehrinhalten und reine Freude am Schaffen stehen im Vordergrund.

Die unteren Klassen unterscheiden sich von anderen Schulen z.B. durch Instrumente, die die Waldorfschule speziell für diese Jahrgänge entwickelt hat. Die Kinder der 2. Klasse haben im so genannten Instrumentenkarussell die Gelegenheit, verschiedene Instrumente kennenzulernen, auszuprobieren und zu entscheiden, welches sie erlernen möchten (Details dazu finden Sie hier beim Musikprojekt). Später orientiert sich der Unterricht zunehmend an den kulturellen Werten der Vergangenheit und der Gegenwart. Geschichtlicher und zeitgeschichtlicher Unterricht gehören ebenso dazu wie die direkte Erfahrung mit Musik in Gesang und Instrumentalspiel. Instrumentale Ensemble sind z.B. Orchester in Mittel- und Oberstufe sowie Gitarren-, Xylophon- oder Trommelgruppen. Gesang wird geübt in Chören und bei gesanglichen Theateraufführungen. Darüber hinaus wird versucht, jedem Kind oder Jugendlichen im Rahmen der schulischen Möglichkeiten auch individuelle Hilfen zu geben, etwa im instrumentalen Unterricht auf privater Basis im Rahmen der Schule (2. bis 4. Klasse) oder in musikbezogenen Projektarbeiten der Mittel- und Oberstufe.

Eurythmie: Eurythmie ist eine Bewegungskunst, die 1912 von Rudolf Steiner entwickelt wurde und später als zentrales Fach in der Lehrplan der Waldorfschulen einging. Neben vielen, die Vitalität fördernden Bewegungsübungen gilt es in der Eurythmie Sprache und Musik so zu bearbeiten, dass diese in plastisch-räumlichen Gebärden zum Ausdruck kommen können. Es entsteht eine Art sichtbarer Sprache oder sichtbarer Gesang. Das Üben in Gruppenprozessen und Choreographien sowie die individuelle Sensibilisierung für musikalische und sprachliche Qualitäten sind hierbei die wichtigsten Aufgaben. 

Ähnlich wie in der orchestralen Musik bildet das regelmäßige und gemeinsame Üben die Grundlage für die Entwicklung eurythmischer Fähigkeiten. Aus den Elementen der Musik (Rhythmus, Melos, Takt, Töne, Intervalle etc.) und Sprache (Rhythmus, Reim, Laute, Stimmungen etc.) werden Aufgaben und Gestaltungen vorgegeben oder selbständig entwickelt. So gilt es z.B. in der Darstellung eines Märchens oder eines Gedichtes, die einzelnen Charaktere oder Stimmungen so darzustellen, dass durch die Bewegung die Inhalte und Ausdrucksformen in Erscheinung treten. 

Die bewegte und innerlich erfüllte Gebärde ist wichtigster Ausdrucksträger. Durch die verschiedensten Bühnenpräsentationen besteht die Möglichkeit, sehr intensiv in gemeinsame und individuelle Probenprozesse einzutauchen und während der Aufführungen wichtige Erfahrungen in der darstellenden Kunst zu sammeln. Auch der Umgang mit Kostüm- und Lichtgestaltung bietet in der Eurythmie ein breites Erfahrungsspektrum.

Gartenbau: Gartenbau wird an der Widar Schule in den Klassen 6, 7 und 8 mit jeweils 2 Wochenstunden unterrichtet. In Gruppen von 14 bis 18 Schüler*innen (halbe Klassen) werden die Kinder bzw. Jugendlichen an grundlegende Gartenarbeiten, Werkzeuge, Gemüsekulturen, an die Bodengrundlage, das Wettergeschehen und die Tiere heran geführt. Dabei geht es nicht darum junge Gärtner auszubilden, sondern ein reiches Übfeld für die Entwicklung und Erziehung des ganzen Menschen bereit zu stellen. 

Im Gartenbauunterricht wird besonders stark der Wille angesprochen; Körperliche Kraft, Ausdauer und manuelle Geschicklichkeit werden gleichermaßen geübt. Die Arbeit im Freien regt eine Vielzahl von Wahrnehmungen an, die weit über die der bekannten fünf Sinne hinausgehen. Zugleich ist bei der Gartenarbeit ein hohes Maß an Zusammenarbeit zwischen den Schüler*innen gefordert, beispielsweise wenn es darum geht, eine Eimerkette zu bilden, um einen Teich leer zu schöpfen. Mit zunehmendem Alter werden die Schüler*innen auch in die Planung z.B. der Fruchtfolge und die Vorbereitung einzelner Projekte einbezogen. Das Begreifen und Erleben ökologischer Zusammenhänge im Mikrokosmos Schulgarten soll sie urteilsfähig für globale Umweltprobleme und Fragestellungen machen. 

Handarbeit und Werken: In der Handarbeit und im Handwerksunterricht werden zahlreiche unterschiedliche Techniken erlernt. Die Auseinandersetzung mit dem Material, mit dem Werkstück, trägt zur Ausbildung seelischer Qualitäten wie Ausdauer und Willensstärke bei. Auf der physischen Ebene fördert sie die Vernetzung der beiden Hirnhälften und bildet so die Grundlage für eine komplexe Erkenntnis der Welt. Dieser von der modernen Hirnforschung nachgewiesene Zusammenhang zwischen motorischer, besonders feinmotorischer, Bewegung und Intelligenzentwicklung bei Kindern wird von den Waldorfschulen methodisch-didaktisch schon seit ihrer Gründung berücksichtigt. 

Der Handarbeitsunterricht in den Klassen 1 bis 4 hat zunächst primär künstlerischen Charakter, dann tritt ab der Mittelstufe der lebenspraktische Aspekt hinzu: In der 6. Klasse wird eine Puppe hergestellt, in der 7. Klasse stellen sich die Schüler*innen mit dem Anfertigen von Hausschuhen im wahrsten Sinne des Wortes auf „eigene Füße“. In der Oberstufe wird dann im Entwerfen von Schnitten und dem Schneidern von Kleidungsstücken das Planen und individuelle Gestalten in den Vordergrund gestellt. Das Ziel ist, dass die Schüler*innen sich einmal komplett selbst bekleiden. In der 9. und 10. Klasse beschäftigen sich die Schüler*innen zudem mit den traditionellen Handwerkskünsten. Sie lernen, Körbe aus ungeschälter Weide zu flechten sowie aus ungewaschener Wolle einen „endlos“ langen Faden zu spinnen und zu verweben. In der 10. Klasse gehen die Schüler mit Pappe, Papier und Leim um und lernen deren Eigenschaften und Verarbeitungsweise kennen. Nach eigenen Entwürfen werden Mappen, Kisten oder Fotoalben angefertigt. Die praktische Arbeit ist eng mit dem Denken verbunden: Die handwerkliche Fertigkeit muss durch ästhetische Planung und Präzision ergänzt werden, damit ein vollendetes Produkt entstehen kann. Fähigkeiten wie Ausdauer, Genauigkeit, Willenskraft, Urteils-und Entscheidungsfreude werden auch hierbei geschult.

Kunst: Die Kunst an der Waldorfschule zieht sich von der 1. bis zur 12. Klasse wie ein „roter Faden“ durch die Schulzeit. 

In der Unterstufe tauchen die Kinder durch das Wasserfarbenmalen in ungegenständliche Farbwelten ein. In der Mittelstufe zeichnen sie dann hauptsächlich mit Bleistift oder Kohle. Ab der achten Klasse übernimmt der Fachlehrer den Kunstunterricht. Er setzt das fort, was der Klassenlehrer beim Schwarz / Weiß zeichnen angelegt hat. Er arbeitet mit den Schüler*innen an den Themen: Licht und Schatten, Perspektive, Bühnenbild und Plakatgestaltung für das Achtklassspiel. 

In der 9. und 10. Klasse wird Kunst in Epochen am Nachmittag unterrichtet. Die 9. Klasse widmet sich dem Naturstudium und deren Umsetzung in verschiedenen Drucktechniken. 

In der 10. Klasse wird durch das Aquarellieren wieder an das Wasserfarbenmalen der Unterstufe anknüpft. 

Was ist der Mensch? Wer bin ich? Wer ist derjenige neben mir? Das sind zentrale Fragen, die den Kunstunterricht vor allen in der 11. und 12. Klasse tragen. Hier steht der Mensch im Mittelpunkt. Die Schüler*innen malen, zeichnen, fotografieren, erstellen Collagen und experimentieren mit den unterschiedlichsten Materialien. Durch die Perspektive, die Proportionslehre und durch genaues Beobachten entwickeln die Schüler die Fähigkeit den Menschen darzustellen. Die weiteren Aufgaben sind so gestellt, dass sie über einen Abstraktionsvorgang zum Schluss wieder zu einer ungegenständlichen Bildsprache finden.